Deutscher Bauherrenpreis

Hohe Qualität – Tragbare Kosten im Wohnungsbau

Wildau, Schwartzkopff-Siedlung

Preis:
Preisträger Modernisierung 2011 und Sonderpreis „Denkmalschutz im Wohnungsbau“
Ort:

Wildau

Bauherr:

WiWo Wildauer Wohnungsbaugesellschaft mbH, Wildau

Architekt:

Senator. Project Management Service GmbH, Dresden / Berlin

Gründerzeit trifft Moderne: Modernisierung einer denkmalgeschützten Arbeitersiedlung

Projektblatt: Projektblatt Wildau

Die auf den Bau von Lokomotiven spezialisierte „Berliner Maschinenbau AG“, (Berliner Maschinenbau-Actien-Gesellschaft, vormals L. Schwartzkopff, Berlin) verlagerte 1897 ihren Standort von Berlin nach Wildau und baute dort das Werk als drittgrößteLokomotivfabrik Deutschlands aus. Mit dem Ziel, Berliner Arbeiter, Ingenieure und Meister nach Wildau zu locken, entstand zwischen 1898 und 1924 die Arbeiterkolonie auf der „grünen Wiese“. Die Kolonie sollte den Annehmlichkeiten der Großstadt in nichts nachstehen und gesündere Wohnbedingungen als die Großstadt Berlin bieten. So entstanden unter anderem eine Schule mit Turnhalle, eine Konsumanstalt, ärztliche Versorgungseinrichtungen, ein Turn- und Festplatz, ein Bootshaus, eine Badeanstalt, ein Postamt, ein Casino und eine Kirche. Die Wohnungen waren abgestuft nach dem sozialem Stand der Bewohner – vom Arbeiter oder Beamtenhaus bis zum Betriebsingenieur und Direktor. Alle 950 Wohnungen erhielten ein Innen-WC oder ein Bad.

Aus den frühen Werkssiedlungen der Gründerzeit besticht die Anlage durch ihre außerordentlich solide und großzügige Bauweise. Hier versuchte der Fabrikherr nicht nur mit möglichst einfachen Mitteln seine Facharbeiterschaft mit einem ortsnahen Wohnungsangebot zu binden, wie man es zum Beispiel in frühen Bergarbeitersiedlungen an der Ruhr findet, sondern alles ist durchdrungen mit der Qualität, die auch beim Bau der Lokomotiven der Marke Schwartzkopff angestrebt worden war. Die Gesamtanlage, Produktion und Wohnen, atmet den gleichen Geist. Das Projekt stellt ein frühes Beispiel der Einsicht des Wirtschaftsliberalismus dar, dass ohne flankierende soziale Maßnahmen eine Erhaltung der betriebsnotwendigen Arbeitskräfte nicht möglich sein würde. Die schicksalshafte Verknüpfung der Arbeiterschaft mit dem Wohl der Fabrik und der Fähigkeit seiner Leiter ist die andere Seite der Medaille. Heute, so die positive Wende, spielt dies keine Rolle mehr. Die „Schwartzkopff- Siedlung“ ist ein kulturhistorisches Denkmal ersten Ranges.